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Auf den Spuren der Vergangenheit in Anavatos, Avghonima & Volissos

Aktualisiert: 17. Juni 2019

Abenteuer, dramatische Ereignisse und wunderschöne Welten: Unser fünfter Tag auf Chios hat uns auf eine Reise durch die Geschichte der Insel entführt. Es war ein Tag, der das Herz eines jeden Geschichtsliebhabers höher schlagen lässt. Ein Tag, ganz nach meinem Geschmack!


Das Geisterdorf Anavatos

Gespenstisch, mysteriös und bitterdüster: Das mittelalterlich-byzantinische Dorf von #Anavatos hat mich vom ersten Moment an fasziniert. Es war ganz so, als wäre ich mit jedem einzelnen Schritt tiefer und tiefer in die Geschichte dieser mittelalterlichen Mauern eingesogen worden! Haus an Haus wurde hier mit Holzdecken, niedrigen Türen und den typischen, kleinen Bogenfenstern gebaut. Beim Durchschreiten der gepflasterten Wege stößt man auf die Überreste einer alten Schule, der sehr gut erhaltenen Kirche von Taxiarchis und der Kirche der Jungfrau Maria, in welcher noch ein paar Fresken bewundert werden können. 


Wollen wir es Zufall oder Schicksal nennen, dass wir während unserer Entdeckungstour auf einen griechischen Ärchäologieprofessor gestoßen sind, der uns ohne zu zögern die Geschichte des Dorfes erzählte? 

Knapp 19 Kilometer von #Chios entfernt, wurde das mittlerweile verlassene Anavatos wie eine Festung auf schützenden 450 Metern auf einem Felsen über dem Meer erbaut. Im Laufe der Zeit fiel es einigen dramatischen Ereignissen zum Opfer: Es spielte nicht nur während des griechischen Unabhängigkeitskrieges im Jahr 1821 eine wichtige Rolle; vor allem 1822, wurde es vom dramatischen Massaker von Chios erschüttert. Nach dem gescheiterten Aufstand gegen die damals osmanischen Herrscher, versuchten die Menschen vor den türkischen Soldaten ins Bergdorf zu fliehen. Als die Soldaten schließlich in das so gut wie unbewaffnete Dorf eindrangen, stürzten sich die Bewohner vor Verzweiflung in die Tiefe; die Soldaten ließen dabei weder Frauen noch Kinder am Leben. Diejenigen die tatsächlich überlebten, wurden von den Türken als Sklaven gefangen genommen und verkauft. Auch der spätere Wiederaufbau des Dorfes war vergeblich, denn ein paar Jahre später folgte die nächste Katastrophe: Das furchtbare Erdbeben von 1881, welches dafür gesorgt hat, dass Anavatos seitdem - bis auf ein Café am Ortseingang - menschenleer ist. Zum Glück wird der Erhalt des Geisterdorfes, eins der wichtigsten nationalen Denkmäler der Insel, von der Europäischen Union gefördert, sodass es seine Geschichte bewahren und weitererzählen kann.


Next stop: Avghonima & Pagia Potamia

Gar nicht weit von Anavatos entfernt, befindet sich das kleine und idyllische Avghonima. Bis vor wenigen Jahren war auch dieser Ort völlig verlassen und wurde erst seit Kurzem wieder neu aufgebaut. Stein an Stein stehen hier die Häuser nebeneinander und umkreisen den malerischen Dorfplatz, auf dem sich ein paar Tavernen befinden. Während ich so durch die Gassen von Avghonima spaziert bin, haben sich einige wunderschöne Postkartenmotive aufgetan: Seien es verlassene Innenhöfe, mittelalterliche Häuser und Wachtürme, bunte Türen und Fensterläden oder das himmlische Panorama auf das Ägäische Meer - es wurde ohne Ende geknipst! 


Weiter in Richtung Norden kamen wir zum verlassenen Dorf von Pagia Potamia. Seine Geschichte ist lange nicht so spannend, wie die des Geisterdorfs von Anavatos, denn der einfache Grund für den Zerfall findet sich in den 70er Jahren: Nach dem Bau der neuen Staatsstraße siedelten die Bewohner nach Nea Potamia um, um von der besseren Lage zu profitieren. Geparkt haben wir ziemlich am Anfang der kleinen Abzweigung, die zum alten Dorf hinunterführt und sind den restlichen Weg zu Fuß gegangen. Vor uns tat sich eine ganz ursprüngliche, wilde Landschaft auf die sich durch die gesamte Schlucht zog und dort, ganz am Ende der Straße, fiel der Blick auf die verlassenen, mittlerweile nur noch von Pflanzen, Adlern und anderen Tieren bewohnten Häuser.


Volissos: Zwischen byzantinischen Türmen und einst erhabenen Schlössern

Wer meint, dass unsere abenteuerliche Erkundungstour hier endete, hat sich getäuscht: schließlich durfte ich mir das historische #Volissos auf keinen Fall entgehen lassen! Gute 40 km von Chios entfernt, ist es der größte Ort im Nordwesten der Insel - und reich an Geschichte: Zum einen wird gemunkelt, dass Volissos der Geburtsort des berühmten Lyrikers Homer sei, zum anderen lässt einem der Blick auf die Spitze des Hügels auf dem das Dorf gebaut wurde, den Atem stocken. Hoch oben blickt das Schloss von Volissos erhaben auf das Tal und die Küste hinab. Die byzantinische Festungsanlage wurde im 11. Jahrhundert trapezförmig angebaut um im 15. Jahrhundert von den Genuesern vergrößert zu werden. In ihr befanden sich verschiedene Gebäude, Zisternen und Kirchen. Sie verfügte auch über einen geheimen Tunnel, der die Verteidigungsanlage mit der Küste verband. Heute ist leider fast nichts mehr von diesen mystischen Zeiten zu sehen, da vom einstmals mächtigen Schloss nur noch die äußersten Mauern und Reste der Wehrtürme übrig sind. Spaziert man durch das mittlerweile grasbewachsene (frei zugängliche) Innere, stößt man auf kleine Überreste einst imposanter Säulen und auf einen atemberaubenden Anblick: Die Aussicht auf das Ägäische Meer und auf die malerische Bucht von Limnia.


Vom Schloss geht es ein paar Stufen hinunter in Richtung Dorf, das steil an den Hängen des Hügels erbaut wurde. Durch enge Gassen geht es vorbei an malerischen, verwinkelten Villen und mittelalterlichen Kirchen; dem "Tempel der Verklärung" und der Kirche der Jungfrau Maria. Im oberen Teil des Dorfes befinden sich überwiegend Wohnhäuser. Wenn man ins Geschehen des Dorflebens eintauchen will, muss man über den gesamten Hügel hinabsteigen bevor man zum idyllischen Dorfplatz mit Tavernen, Bäckereien, Apotheken und kleinen Dorfläden gelangt. Nicht zu vergessen sind auch die tierischen Bewohner dieses kleinen Ortes: Die stolzen Katzen von Volissos!



Der 5. Tag auf Chios in Bildern


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